Antigone
Unsere »Antigone« des Sophokles ist ein Ausflug in die Zukunft. Freilich nicht sehr weit. Das Stück spielt in einer Zeit, in der die Ökonomisierung des Staates abgeschlossen ist. Staat und Wirtschaft sind in Theben eins, die marktkonforme Diktatur hat die marktkonforme Demokratie überwunden. Globale Konzerne bestimmen die Geschicke der Menschheit, mit besonderem Augenmerk auf das Wohl der Aktionäre.
»Griechenland ist nur ein weiteres Schlachtfeld für den Krieg der Finanzelite gegen die Demokratie«, schreibt der Kolumnist George Monbiot im »Guardian«.
In unserer Antigone-Fassung hat die Finanzelite den Krieg gewonnen…
Die handelnden Personen des Sophokles sind geblieben und entfalten jene dramatische Wucht, wie sie für griechische Tragödien typisch ist: Kreon und Antigone, Haimon, Ismene oder Teiresias – welche Rollen spielen sie, von welchen Konflikten werden sie getrieben?
In der Bearbeitung von Géza Révay (inspiriert von der Hölderlinschen Übersetzung) kommt die klassische Struktur des Dramas von Sophokles zu ihrem vollen Recht, und die Handlung führt unter den Bedingungen des 21. Jahrhunderts den Beweis:
»Ungeheuer ist viel. Doch nichts ungeheurer als der Mensch.«