»Gábor Zsámbéki inszeniert in der tri-bühne Pinters Werk als eine Tragödie, die keine hat werden wollen. Alle Figuren des Stückes verfolgen die undramatische Absicht, aus der Liebe kein Ehedrama werden zu lassen. Die Begegnung in der Bar, mit der die Aufführung beginnt, findet sozusagen eine Sekunde nach jenem Augenblick statt, in dem der Prozeß der Verdrängung endgültig geglückt zu sein scheint. Das Spiel, das daraufhin auf der Bühne abläuft, ist eine Anamnese, in der gerade das wieder aufersteht, was vermeintlich erfolgreich verdrängt worden ist.
Die schauspielerisch schwierigste Szene ist daher die erste, denn sie beginnt gewissermaßen am Nullpunkt der Gefühle. Die Figuren haben nichts zu sagen, denn sie wissen und wagen sich nichts zu sagen. Für solche Szenen, für das Suchen nach Worten, ist Zsámbéki, der seine Inszenierungen lieber flüstert als pathetisch zur Schau stellt, der geeignete Regisseur. In Kathrin Hildebrand hat er eine Schauspielerin gefunden, die es versteht, die lauten Bewegungen des Herzens in leisen Andeutungen nach außen zu tragen. Durch das ganze Stück hindurch bleibt sie ein Bild aus Vorsicht und Zurückhaltung. Ihr Herz zeigt sich in einer Mimik, die sie nur tropfenweise unter die deutlicheren Gesten ihrer beiden Männer mischt. Ihre Gestalt zeichnet sich auf dem schwarzen Hintergrund der Bühne wie eine zarte Note ab. Mit ihrer Hilfe verwandelt Zsámbéki die minimalistische Kunst Pinters in kleine Musik…
Zsámbékis Inszenierung ist ein Eiertanz, artistisch, lukullisch, ein Hochgenuß für den Liebhaber temperierter Töne.«