Der Nesenbachkanal
Planungen, Kalkulationen, Verträge – ordungsgemäß – schon längst feststanden. Der kalte Hauch der Globalisierung wehte plötzlich auch auf der Bühne.
Im Fall der tri-bühne bedeutete es den kompletten Ausfall einer Produktion, die, bei drei in der Spielzeit, im Durchschnitt 26.000 DM kostet. So standen wir plötzlich vor der Aufgabe, eine Produktion auf die Beine zu stellen: a) ohne Bühnenbild, b) ohne Kostüme und c) ohne Autorentantiemen. Also haben wir einen »Fernsehsender« gegründet. Einen, dessen Programm allerdings nur im Theater tri-bühne zu empfangen ist. Empfangen? Mehr noch: das Publikum ist hautnah bei der Entstehung dabei!
»Der Nesenbachkanal« ist ein Produkt des Ensembles. Aus schauspielerischen Improvisationen und Szenen, ergänzt durch Musik und Videotechnik, ist ein Abend entstanden, der formal dem Fernsehen nachempfunden wurde.
Das Wechseln zwischen E wie Ernst und U wie Unterhaltung mach diesen Abend so vertraut wie zu Hause vor dem eigenen Kasten. Wem das Programm zu ernst sein sollte, der hat tatsächlich die Möglichkeit, umzuschalten: So kann auch in der tri-bühne der ganz gewöhnliche Wahnsinn eines Fernsehabends entstehen. Die Themen reichen von Abhängigkeit über Globalisierung und Prüfungsangst bis Zappen. Unverkennbares Stuttgarter Lokalkolorit wechselt in dem kleinen »Fernsehstudio« mit weltläufigen Bezügen ab; der Nesenbachkanal greift die Selbstreflexion des Fixers am Olgaeck ebenso auf wie die Debatten in San Franciso über die Neuordnung der Welt.
Uraufführung am 18. September 1997.