Der Widerspenstigen Zähmung

Kann man dieses Stück überhaupt noch aushalten, in dem ein Mann den Willen einer wunderbar starken Frau durch Dressur zu brechen versucht? Jetzt ist Shakespeares »Der Widerspenstigen Zähmung« in der tri-bühne zu sehen. Gelingt es der Inszenierung von Edith Koerber, eine Männergesellschaft der Shakespearezeit so auf die Bühne zu bringen, dass man männlichen Dominanzwahn schlucken oder gar über ihn lachen kann?

Edith Koerber hat fast alle Männerrollen mit Frauen besetzt. Männliches Gegockel verkörpern Frauen, und auch das kumpelige Taxieren der beiden ungleichen Schwestern durch die großspurigen Herren vollführen Frauen, die diese Männer spielen. Koerbers Inszenierung nimmt die Gender-Diskussion der letzten Jahre auf und spielt witzig mit Geschlechtsrollen. Wenn eine Figur derb machohaft auftritt, aber von einer Frau gespielt wird, wird die Männlichkeit dieser Figur in Frage gestellt.

Insgesamt acht Frauen spielen in dieser Inszenierung Männer. Am besten gelingt das Natascha Beniashvili-Zed als Petruchio. Sie tritt ganz in Schwarz auf, mit Stiefeln und Ledermantel, wie eine Italo-Western-Type. Petruchio scheint Katharina (Natascha Kuch) zu lieben und möchte sie heiraten. Der Super-Macho ist gewalttätig, als Ehemann dressiert er abstoßend seine Frau, und das mit Erfolg. Eigentlich ist Petruchio ein Unsympath. Doch Beniashvili-Zed spielt ihn mit einer ganz männlichen und zugleich wundervoll lässigen Körpersprache so hinreißend, dass die Macho-Type durchaus anziehend wirkt…

Eine intelligente Inszenierung, und sehr vergnüglich dazu.

Regisseurin Koerber hat mit dem Kniff, alle Rollen des Stücks im Stück von Frauen spielen zu lassen, einen mutigen Schritt unternommen: Es dauert zwar einen Moment, um den Hauch der Kostümklamotte vorbeiwehen zu lassen. Dann jedoch wird schnell klar, dass durch diese Besetzung die männlichen Charaktere auf geniale Weise überzeichnet werden. Breitbeinig, überheblich, auf die Macht des Geldes vertrauend halten die Damen im Männergewand den Herren der Gesellschaft den Spiegel vor und geben sie so der Lächerlichkeit preis. Natascha Beniashvili-Zed spielt den Obermacho Petruchio so überzeugend, dass man ihn sofort von der Sympathieliste streicht. Sofie Alice Millers Lucentio wiederum gewinnt nicht nur Biancas, sondern auch der Zuschauer Herz durch die listig-verschlagene Art des jugendhaften Liebhabers. Barbara Bernt und Stefani Matkovic mimen die arroganten, selbstverliebten Geldgeier Hortensio und Gremio, die der Meinung sind, dass sich alles, auch Liebe, kaufen lässt. Adeline Bohnet als Diener Petruchios verkörpert den kleinen Mann, der zwar eine Meinung haben darf, aber sie besser nicht äußert.

In diesem Zusammenhang ist es nur konsequent, von der Shakespearschen Vorlage abzuweichen und Katharina eine starke Persönlichkeit bleiben zu lassen. Und es ist der Darstellungskunst von Natascha Kuch zu verdanken, dass dieser Eindruck der Ungebrochenen bestehen bleibt.