Die Revolution findet wie geplant morgen statt

von Christine Lehmann |
Regie: Edith Koerber

Irgendwann ist der Kanal voll ob der verdammten Ungerechtigkeit. Was tun? Vielleicht hilft der Besuch eines Revolutionsseminars! Am besten in der konzentrationsfördernden Abgeschiedenheit einer Berghütte. Doch nichts ist mit Klausur: Fünf Teilnehmer voller Tatendrang stehen vor verschlossener Tür. Vom Seminarleiter keine Spur. Die Handys haben keinen Empfang, das Internet hat den Betrieb eingestellt, ebenso die Bergbahn. Überhaupt ist der Rückweg versperrt. Die fünf Revolutionäre in spe sind alleingelassen mit einer äußerst beunruhigenden Nachricht, die sie gerade noch empfangen konnten.

Es kommt, wie es kommen muss: Irrwitzige Diskussionen und Konflikte voller Komik und Leidenschaft brechen sich Bahn. Zwei Frauen und drei Männer und eine Revolution oder zwei oder drei oder fünf? Orientierungslosigkeit innerhalb des eigenen Meinungsgewirrs, Resignation und Eigennutz lassen das Hier und Jetzt sicher, die Zukunft aber fragil erscheinen. Die Revolution wird erstmal auf morgen verschoben… oder doch nicht? Denn irgendwas müssen wir doch tun, in diesen Zeiten!

Christine Lehmann +++ Hat für das Theater tri-bühne obiges Theaterstück verfasst +++ Lebt in Stuttgart und Wangen im Allgäu, schreibt Krimis und andere Romane +++ Ist Stadträtin im Stuttgarter Gemeinderat +++ Betreibt den Blog »Radfahren in Stuttgart« +++ Liebt das Risiko des Irrtums, das freie Denken, schräge Charaktere und komische Situationen.

Kritiken

Stuttgarter Zeitung | 10.3.2017

Pointierter Schnellkurs in Sachen politischer Debattenkultur

»Wer aus irgendwelchen Gründen das vergangene Jahrzehnt verschlafen hat und jetzt einen Schnellkurs in Sachen politischer Debattenkultur benötigt – einfach ins Theater gehen. In der Stuttgarter tri-bühne werden Themen der Zeit kompakt und in zackigen Wortgefechten abgehandelt… Es geht um Fake-News und um die Realitäten, die sie verschieben, um das bedingungslose Grundeinkommen, um Feminismus, die Macht der Algorithmen, untreue Ehemänner und Literatur als Therapie…

Die Pointen sitzen, das Tempo stimmt, und wenn in den neunzig Minuten auch irre viel gesprochen wird, so vergehen sie doch schnell. Dass der Zuschauer nicht nur gut unterhalten wird, sondern zudem auch einen historisch unterfütterten Schnellkurs in Revolutionstheorie auf den Weg bekommt, ist in Zeiten wie diesen bestimmt kein Fehler.«

Dorothee Schöpfer