Drei Mal Leben
Eine Zimmerschlacht à la »Wer hat Angst vor Virginia Woolf«, ein Partykrieg der Pannen und Peinlichkeiten, Vorgesetzte gegen Untergebene, Ehepaare gegen Ehepaare, Männer gegen Frauen. Der Wein löst die Zunge, sexuelle Begehrlichkeiten, Animositäten, Kränkungen werden über die Bande gespielt. Yasmina Rezas neues Stück »Drei Mal Leben« beginnt wie ein hochelegantes großstädtisches Boulevardstück über zwei Mittelstandsehepaare aus dem akademischen Milieu; es ist tatsächlich die Fortschreibung von Albees »Virginia Woolf« aus dem Aufbruch der sechziger Jahre in die Jahrtausendwende der Nano-Biologen, Kernphysiker und Global-Manager, die Berufs-, Ehe-, Erziehungsprobleme haben, hinter denen das Problem ihrer Existenz lauert und vom Alkohol an die Oberfläche der Nacht gespült wird: Stunde der Lüge, der Wahrheit, Stunde der Trunkenheit, der Ernüchterung. »George und Martha, traurig, traurig«, einst bei Albee. Jetzt: Sonja und Henri, besucht von Hubert und Inès.
Wer aber ist Henri? Yasmina Rezas »Drei Mal Leben« bietet drei Versionen von Henris Leben an, alle drei gleich wahr und unwahr, alle drei total anders und doch fast gleich, alle drei mit der Frage beschäftigt, ob es ein richtiges Leben im falschen Leben gibt und ob Beziehungen (das heißt: der contrat social des Berufs, der Gesellschaft, der Ehe, der Familie) nicht jedes Leben zum falschen macht. Rezas Stück ist in einem geradezu traumhaft sicheren Gleichgewicht zwischen Satire, Ironie, Wahrheit und tieferer Bedeutung.
(Hellmuth Karasek, Tagesspiegel Berlin)
Premiere am Donnerstag, dem 19. Juli 2001.
Die Aufführungsrechte liegen bei der Theaterverlag Desch GmbH, München.