Die tri-bühne gibt sich weiterhin als Ort, wo man offensiv mit Problemen unserer Zeit umgeht, sie benennt, sie angeht, sie diskutiert… Und wie so häufig geht Koerber diese Probleme nicht über allgemeine Phrasen an, sondern nutzt die Möglichkeiten des Theaters, an ganz bestimmten Figuren direkt und oftmals in brutaler Offenheit zu zeigen, wie sich die häufig in wohlfeile Schlagworte gefassten Probleme, auf einzelne Menschen auswirken. […]
mehr»Esperanza« heißt das Stück und Intendantin Edith Koerber, die es konzipiert hat und auch Regie führt, teilt gleich zu Beginn mit, es handele sich nicht um ein herkömmliches Theaterstück, sondern um eine Aufführung [Vorstellung]… Zu sehen ist eine für das Theater der Edith Koerber typische Arbeit. Die tri-bühne gibt sich weiterhin als Ort, wo man offensiv mit Problemen unserer Zeit umgeht, sie benennt, sie angeht, sie diskutiert. Und so befasst sich auch dieser Abend mit dem Elend der Welt, mindestens einem Teil davon. Und wie so häufig geht Koerber diese Probleme nicht über allgemeine Phrasen an, sondern nutzt die Möglichkeiten des Theaters, an ganz bestimmten Figuren direkt und oftmals in brutaler Offenheit zu zeigen, wie sich die häufig in wohlfeile Schlagworte gefassten Probleme, auf einzelne Menschen auswirken. Diese Qualität pflegt man an der tri-bühne häufig und so auch in »Esperanza«, was auf Deutsch Hoffnung heißt. Und so heißt auch die Hauptfigur der Vorstellung Esperanza, gespielt von der Mexikanerin Magda Cecilia Aguldo Moreno. Es geht um Dinge, die in deren Heimat stattfinden und stattfanden, von Filmdrehs mit John Wayne in atomverseuchten Gebieten bis hin zu den Morden an Studenten in Mexiko.
Deren Ursprung liegt für viele in Oberndorf am Neckar. Dort sitzt der Waffenhersteller Heckler & Koch, mit dessen massenhaft illegal in die Hände vieler Mörder gekommenen Waffen diese Morde stattfinden. Esperanza/Moreno ist über ihre Familie direkt betroffen, was das Elend greifbar macht. Im Wechselspiel mit »Sophia«, dargestellt von Silvia Passera, und Sebastian Huber (Musik) wird so ein Kaleidoskop der menschlichen Betroffenheit ausgebreitet. Keine schnellen Antworten, keine gemütliche Vorstellung, aber eine eindrucksvolle, in der es vor allem um Fakten, um das Begreifen geht, nicht um Theaterästhetik und dramaturgische Windungen.
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