Fräulein Julie
Es hätte alles so märchenhaft romantisch sein können: Die helle, warme Mittsommernacht, Ausgelassenheit, ein gräfliches Anwesen auf dem Lande, Klassen überwindende Harmonie…
Doch August Strindberg schaut auf die realen Bedingungen und so verfolgen die Zuschauer, wie eine erotische Episode zwischen der Grafentochter Julie und dem Hausdiener Jean auf direktem Weg zu einem Krieg zwischen Klassen, Geschlechtern und Moralvorstellungen führt. Urgewaltig und zerstörerisch zugleich sind dabei die inneren Kräfte der handelnden Figuren. Verblüffend ihre Vielschichtig- und Widersprüchlichkeiten, die sich im Laufe des Stückes offenbaren…
August Strindberg: »Ich habe nicht versucht etwas Neues zu bringen – denn das kann man nicht – sondern nur die Form gemäß den Forderungen zu modernisieren, welche, nach meiner Meinung, die neuen Menschen unserer Zeit an diese Kunst stellen sollten. Und zu diesem Zwecke habe ich gewählt oder mich ergreifen lassen von einem Motiv, von welchem man sagen kann, es liegt außerhalb der Parteikämpfe des Tages, da ja das Problem vom sozialen Steigen oder Fallen, von Höherem und Niedrigerem, Besserem oder Schlechterem, Mann oder Weib, von bleibendem Interesse ist, gewesen ist und sein wird.«