Hölderlin Hegel Schelling – Eine philosophantastische Reise durch Raum und Zeit

Sein Erstling »Hölderlin Hegel Schelling – Eine philosophantastische Reise durch Raum und Zeit« in der Inszenierung von tri-bühne-Intendantin Edith Koerber ist eine Verbeugung vor dem Tübinger Trio und spart nicht mit Bezügen zur Gegenwart. Der … Autor nutzt die Chance, aus dem pandemiebedingten Notstand einen knapp einstündigen Abend zu machen, der die Tugenden der Bühnenkunst trotz Abstand und berührungsfreiem Interagieren hoch hält. …

Die Marseillaise erklingt. Stefani Matkovic als allegorische Marianne ruft mit »Liberté, Égalité, Fraternité« die Parole der Französischen Revolution aus und stößt sich … an der rein maskulinen Brüderlichkeit. Später gibt sich die Darstellerin als Zugehfrau in der wohl berühmtesten aller Studenten-WGs zu erkennen. Sie wischt weg, was Hegel (abgeklärt: Sebastian Huber) in betrunkenem Zustand von sich gibt, säubert Hölderlins (deklamiert sich in Trance und Wahn: Manuel Krstanovic) Zimmer in Erwartung der verehrten Sophie – Allegorie der Weisheit – und bietet dem aufmüpfigen Schelling Paroli (mit flinker Schwertgosch: Franziska Sophie Schneider). Der ist als 15-jähriges Küken der Puck dieser Sommernachtsträumerei und bedient mit seinem Smartphone eine mit Rohren, Schläuchen, Blinklichtern und Tröten bestückte Apparatur. Die hilft bei der Reise durch die Epochen. …

Schon bald schlägt der von Sebastian Huber verantwortete Sound militärische Töne an und es beginnt ein sinnlich assoziatives Verwirrspiel mit Fake-News und Faktencheck, in dem die Gedanken des Idealismus mit ihrer Rezeptionsgeschichte und ihrem politisch-patriotischen Missbrauch zusammengebracht werden. Das Land der Dichter und Denker ist eben auch das Land der Mörder und Henker. …

… Der Schreck über die langen Schatten des eigenen Genies … fährt den Geistesgrößen mächtig in die Glieder. …