Nach mir die Sintflut
Das Stück ist eine hochpoetische theatrale Reflexion der katalanischen Dramatikerin Lluïsa Cunillé über die komplizierten Verflechtungen zwischen Europa und Afrika – zu dessen gewaltigem Nachteil. »Nach mir die Sintflut« waren die Worte von Joseph-Désiré Mobutu, des Herrschers über das damalige Zaire, als er 1997, nach über 30 Jahren Diktatur unter der Protektion der Vereinigten Staaten und Frankreichs, schlussendlich ins Exil gehen musste.
Zum Inhalt: Eine Frau in Kinshasa, der Hauptstadt der heutigen Demokratischen Republik Kongo. »Nach mir die Sintflut« waren die Worte ihres Ehemannes, als er sie verließ. Jetzt ist sie mit einem europäischen Geschäftsmann in dessen Hotelzimmer. Er macht Witze. Sie lacht. Er gibt ihr Geld. Sie übersetzt, denn ein alter, todkranker Mann, ein Einheimischer, will unbedingt mit dem Geschäftsmann reden. Er will, dass dieser sich seines Sohnes annimmt, ihn nach Europa vermittelt, als Fußballer, Leibwächter oder Diener – als was auch immer. Der Sohn wird mehr und mehr zum Sinnbild der afrikanischen Misere: Es geht um den Wert eines Menschenlebens, um die Verwandlung afrikanischer Ressourcen in europäischen Wohlstand und den Traum vom gelobten Land…