Konzert | Performance

Shakespeares Sonette

von William Shakespeare |

Regie: Florian Dehmel

Um die Liebe in all ihren Facetten geht es im wohl berühmtesten und in die meisten Sprachen übersetzten Gedichtzyklus der Welt. Und das nicht nur romantisch, sondern bisweilen auch ironisch, sarkastisch, entlarvend und hoch erotisch.

Unser Ensemble schweift durch das lyrische Material, interpretiert es szenisch, kommentiert es gesanglich und instrumental mit Liedern von Heinrich VIII bis hin zu Peaches. Ein wilder, amüsanter und sehr spezieller Abend im Theater tri-bühne, gleichermaßen vergnüglich für Kenner wie für Neueinsteiger!

Kritiken

Esslinger Zeitung | 22.12.2013

Vergnüglicher Theaterabend

… in der Regie von Florian Dehmel switcht das siebenköpfige tri-bühne-Ensemble alsbald munter und gekonnt durch die komischen und ernsten Rollen und erfreut auch immer wieder durch professionelle Musikeinlagen… […]

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24 Sonette des gesamten Zyklus werden an der tri-bühne verbraten im Rahmen eines vergnüglichen, bunten Theaterabends, der aus den Gedichten Geschichten mit locker aneinandergereihten Szenen baut und sie mit Gesangsnummern verbindet: Shakespeares Sonette lassen im Ehebett erste dunkle Wolken am Liebeshimmel aufscheinen, sie dienen in der »Therapiestunde des Mannes, der eine Frau spielt, die ein Mann ist« zur Freilegung verborgener Sehnsüchte, oder sie liefern in der TV-Show »So nette Leut« die Antworten der drei Kandidaten, die im Stil der »Herzblatt«-Flirtshow die Fragen der Shakespeare‹schen Julia zu kontern haben…

Der Abend braucht ein wenig, um in die Gänge zu kommen. Aber in der Regie von Florian Dehmel switcht das siebenköpfige tri-bühne-Ensemble alsbald munter und gekonnt durch die komischen und ernsten Rollen und erfreut auch immer wieder durch professionelle Musikeinlagen: Elisabeth-Darstellerin Sofie Alice Miller spielt auch das Saxophon recht manierlich, »Ehefrau« Natascha Kuch singt Peaches punkiges »Fuck the pain away« genügend dreckig, Stefanie Matkovic ist als Gast ohnehin vor allem für das qualifizierte Röhren und Soulen von Popnummern zuständig. Für pointierte Komik sorgt Severin Gmünder, etwa beim Handanhalten um Elisabeth…

In den verinnerlichten Momenten, wenn Weltschmerz und Melancholie sich breit machen, ist Manoel Vinicius Tavares da Silva ganz in seinem Element. Es geht bei Shakespeare ja um alle Facetten der Liebe: Erfüllung, Verzicht, Unglück, Sex, Tod, Verlustangst, Sehnen nach Sinn und Unsterblichkeit und so weiter. Auch mit obszönen Stilmitteln geizte der Dichter nicht. Letzteres nahm Stephen Crane in einem eigenen fiktiven »Sonett 155« witzig aufs Korn und schuf mit »Ich benässe deine Kresse« eine deftige Pointe…

Am Bühnenrand sorgt Sebastian Huber am Synthie für das musikalische Geschehen. Auf Sonett-Vertonungen verzichtete man allerdings – offenbar um den Wirkungen der Shakespeare‹schen Dichtkunst auf unsere Zeit Raum zu geben. So kontrastieren oder untermalen eine Reihe berühmter Popsongs die Szenen: Lou Reeds »Perfect Day«, »Should I stay or should I go« von The Clash oder »Danger! High Voltage« von den Electric Six.

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Verena Großkreutz

Stuttgarter Zeitung | 22.12.2013

Musik und Lust am Spiel

Die tri-bühne hat zum Jahresende einen Abend herausgebracht zu »Shakespeares Sonetten«, bei dem es aber nicht um die Lyrik allein, sondern um das Liebeswerben allgemein geht. So setzen Florian Dehmel und Stephen Crane, die den Abend erarbeitet haben, dem sehnsuchtsvollen Schmachten… viel Musik, darunter auch harte Songs entgegen: Punk und Rock, Londoner Underground und Alternativ-Rock, Lieder von The Clash, Radiohead und Electric Six.

Das funktioniert, denn letztlich geht es in der Musik wie in der Dichtung auch nur um Liebe, Lust und Leidenschaft…

So ist »Shakespeares Sonette« alles andere als ein zarter, lyrisch beseelter Rezitationsabend voller Seufzer und Klagen, sondern eine muntere Nummernfolge… Vor allem geht es um die Musik und die Lust am Spiel. Bei einer TV-Show muss die Kandidatin (Natascha Kuch) unter drei Männern den auswählen, der das schönste Sonett vorträgt. Oder ein Ehepaar zitiert im Bett Shakespeare, auch wenn seine Liebe abhanden gekommen ist.

Es gibt musikalisch gut arrangierte Nummern und manch originelle Szene, etwa wenn die Schauspieler rhythmisch mit Händen und Flaschen auf Tischen trommeln.

Adrienne Braun