Top Dogs

von Urs Widmer |
Regie: László Bagossy

Management-Buyout – Competition – Evaluation – Cash flow – Job-Portfolio – Lean Management – Zero base budgeting – Downsizing – Outplacing – Humankapital… Begriffe, mit denen die Heldinnen und Helden in Urs Widmers berühmten Stück lässig spielen. Oder besser: gespielt haben, denn sie alle sind hochkarätige Arbeitslose. Top Dogs eben. Nun finden sie sich wieder bei der »New Challenge Company«, um dort mit unterschiedlichen, mitunter fast schon absurden Methoden für den Arbeitsmarkt wieder fit gemacht zu werden…

László Bagossy: »Die Figuren in Top Dogs sind entlassene Manager, jämmerliche Verlierer, die von der Verzweiflung gequält, von der Scham erdrückt, vom Zorn beherrscht werden. Fast schon bemitleidenswert flüchten sie sich ins Moralisieren, als hätten sie von einem Augenblick zum anderen ihre harten Parolen vergessen.

Aber der Kapitalismus zeigt seine humane Seite und stellt unseren Helden Hilfe bereit: Sie versammeln sich zu einem hübschen Crash-Training, bei dem sie für einen neuen Job fit gemacht werden. Zugleich werden die verlorenen Seelen auf Vordermann gebracht, das abgewrackte Selbstwertgefühl wird aufgemöbelt, die Selbsterkenntnis geschärft, die Kampfeslust trainiert und der wankende Glaube an Coca-Cola, Credit International, American Express und Toshiba wieder gefestigt. Zum Einsatz kommen dabei wissenschaftliche Methoden und Psychologie. Aber nicht jene Seelenheilkunde, die die Krankenkasse für jedermann bezahlt. Nein, diese Wissenschaft ist jene, mit deren Hilfe man sich im geeigneten Augenblick für das richtige Waschpulver, für die richtige Bank und für die richtige Partei entscheidet. Für den Staatsbürger gibt es in ›Top Dogs‹ viel zu lernen!«

Premiere am Samstag, dem 8. Oktober 2011.
Die Aufführungsrechte liegen bei der Verlag der Autoren GmbH & Co. KG, Frankfurt a.M.

Kritiken

Esslinger Zeitung | 9.10.2011

Begeistert gefeierte Inszenierung

Im Theater tri-bühne hat nun der Ungar László Bagossy Widmers gut 100-minütiges Drama inszeniert. Der 44-Jährige führt seit einigen Jahren regelmäßig Regie an der tri-bühne und beweist dabei häufig seine hohe Kunst der Personenführung, sein geniales Spiel mit Ernst und Klamauk. »Top Dogs« bietet ihm dafür wiederum eine fantastische Plattform. […]

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Markus Dippold
Stuttgarter Nachrichten | 9.10.2011

Aktuell

»Top Dogs« ist ein sehr häufig gespieltes Stück von Urs Widmer, auf dessen Aktualität nicht extra hingewiesen werden muss. Die tri-bühne bietet deshalb das Besondere: László Bagossys Inszenierung ist seit mehr als zehn Jahren ein Renner im Budapester Katona-Theater, für Stuttgart wurde sie aktualisiert und neu konzipiert. Die Bühne ist ein Laufsteg, das Publikum sitzt links und rechts ganz nah bei den sieben Akteuren.

Im Gegensatz zu anderen Inszenierungen, die sich bemühen, »Top Dogs« als durchgehende Geschichte zu erzählen, setzt Bagossy auf Brüche: Fast jeder ist hier mal Controller, und wer entlassen wird, ist später der Personalchef, der entlassen muss. Hinzu kommen Sprechchöre und Körpertraining als Improvisationstheater…

Grandios ist Folkert Milster als Kaspar: Lange druckst er herum, doch dann bricht es aus ihm heraus. Oder Cornelius Nieden als Mark, der wegen einer Kakao-Allergie seinen großen Auftritt versiebt. Oder Cathrin Zellmer als äußerst kämpferische Lily. Am Ende hat es Natascha Beniashvili-Zed als Wanda geschafft: Sie bekommt einen Job bei Nokia in Nordalbanien. Nicht gerade eine tolle Perspektive bei einer Firma, die bekannt ist für ihre Wanderfreudigkeit, um Subventionen abzugreifen. Bagossy zeigt, wie sich alle bis zur Selbstaufgabe verrenken und sich so gegenseitig selbst entwerten.

Armin Friedl
Stuttgarter Zeitung | 9.10.2011

Böses Spiel

Es ist ein böses Spiel, das die Damen und Herren exerzieren, ein Seelenstriptease, bei dem tief in die Abgründe geleuchtet wird. Widmer hat die Figuren allerdings nicht psychologisch angelegt. Die Inszenieurng setzt wie der Autor auf parodistische Übersteigerung. Für die Stuttgarter Fassung wurde der Text aktualisiert, doch hat man in den vergangen Jahren viel über Manager erfahren, so dass der Stück nicht mehr ganz so überraschend wirkt. Was bleibt, sind fiese Szenen aus dem Trainingslager für den beruflichen Neuanfang, wo die Gestürzten ihre Kränkung offen verhandeln müssen, dabei aber optimistisch in die Zukunft schauen sollen…

Adrienne Braun