Wer hat Angst vor Bernie Madoff?
Über 50 Milliarden Euro Schaden, fast 5000 Geschädigte überall auf der Welt, 150 Jahre Gefängnis für den Verursacher: Bernard Lawrence »Bernie« Madoff, US-amerikanischer Anlagebetrüger und ehemaliger Finanz- und Börsenmakler sowie Vorsitzender der Technologiebörse NASDAQ.
Selbst im Gefängnis, wo Madoff letztendlich im April 21 starb, ließ den Gefangenen Nr. 61727-054 sein Geschäftssinn nicht im Stich: Madoff wurde von seinen Mitinsassen oft um finanziellen Rat gebeten und sei »ein Star, weil er mehr Geld gestohlen hat als irgendjemand zuvor«. Diesen Status gefährdete er auch nicht, wenn er sich auf Kosten der anderen Häftlinge bereichere. So kaufte er an der Warenausgabe einmal den gesamten Vorrat »Swiss Miss« und hielt so für einen gewissen Zeitraum das Kakao-Monopol im Butner Gefängnis in Durham, North Carolina.
Dominique Manotti zauberte in ihrer Novelle »Madoffs Traum« aus dessen fiktiven Memoiren ein erhellendes Lehrstück über Börsenmakler, Finanzprodukte, »Wall Street-Wölfe«, Spekulationsbetrug, Pyramidengeschäfte und Hedgefonds. Denn Manottis Madoff schwadroniert und doziert, reuelos und selbstgefällig, aber keineswegs ohne Geschichtsbewusstsein.
Ein Stück das von seiner Aktualität nichts verloren hat: Mag einer seiner Protagonisten zwar im Gefängnis verstorben sein, das Roulette des Internationalen Finanzkapitals wird weiterhin fleißig gedreht…