Woyzeck
Das vor 160 Jahren geschriebene Stück ist einer der Klassiker der deutschen Literatur – und nur vordergründig eine einfache Eifersuchts- und Kriminalgeschichte. Was diese Tragödie so besonders macht, das sind die politischen und sozialen Fragestellungen, die Büchners Figuren auf eine sehr modern anmutende und bannende Weise transportieren.
Zum Inhalt: Der Füsilier Franz Woyzeck fristet sein kümmerliches Dasein in einer kleinen Garnisionsstadt. Zur Aufbesserung seines Soldes verdingt er sich als menschliches Versuchskaninchen für einen skrupellosen, nur an seinen Experimenten interessierten Arzt. Für seinen Hauptmann, einen Schmalspurphilosophen, ist er ein lächerlicher Laufbursche. Nur die Liebe zu seiner Lebensgefährtin Marie und ihrem gemeinsamen Kind gibt ihm Halt in seiner trostlosen Welt.
Zugleich ist Woyzeck ein beeindruckender und ungewöhnlicher Mensch. »Vergeistert« sei er, klagt Marie. Das bedeutet zweierlei. Woyzeck hat Visionen, die sich vor die Wirklichkeit schieben. Und er philosophiert, reflektiert, was Wirklichkeit ist. »Wir arme Leut… ich glaub’, wenn wir in Himmel kämen, so müßten wir donnern helfen.« – das ist eine seiner eindrücklichen Quintessenzen. Als Marie sich in ein rauschhaftes Verhältnis mit einem Tambourmajor stürzt, bricht die Barriere, die Woyzeck vom Wahnsinn trennt, in sich zusammen und er begeht einen grausamen Akt der (Selbst-)Zerstörung.
Premiere am Freitag, dem 23. Juni 1995.